In Kooperation mit anderen Heidelberger Klimaschutz-Gruppen haben wir am 9. Juli 2023 eine Suffizienz-Fahrradtour gestartet. Mit rund 18 Radler:innen sind wir als Critical Mass für die Energiewende vom südlichen Heidelberger Stadtteil Rohrbach bis in die Handschuhsheimer Felder gefahren. An den verschiedenen Stationen besuchten wir HEG-Solaranlagen und weitere Orte in Heidelberg, wo Energiesparen und ein schonender Umgang mit Ressourcen gelebt wird.
Als Energiegenossenschaft ist uns nicht nur der Ausbau der Erneuerbaren Energien wichtig, sondern wir wollen auch das Bewusstsein in der Gesellschaft schärfen für einen nachhaltigen Umgang mit Energie und Ressourcen. Denn die Energiewende können wir nur schaffen, wenn wir unseren Energieverbrauch auf ein Niveau, das mit den planetaren Grenzen verträglich ist, senken. Die Strategie, durch Verhaltensänderungen weniger zu verbrauchen, nennt man (individuelle) Suffizienz. Das betrifft nicht nur Strom, sondern auch andere Bereiche wie Mobilität, Ernährung, Wohnen oder Konsum. Wir freuen uns, dass einzelne Menschen und Gruppen in Heidelberg sich engagieren, um Möglichkeiten zu schaffen, umweltfreundlicher zu leben. So kann jede:r sich für mehr Suffizienz einsetzen.
An den einzelnen Stationen erklärten die Referent:innen ihr Suffizienz-Konzept für Klimaschutz zum Mitmachen. Die Teilnehmer:innen hatten viele Fragen und konnten sich während der Fahrt untereinander kennenlernen und austauschen. Startpunkt war das Collegium Academicum (CA), wo Dani vom CA das suffiziente Wohnkonzept SuPraStadt des selbstverwalteten Studierendenwohnheims in Rohrbach vorstellte. Die jungen Menschen wohnen dort ganz nach dem Motto: Kleinere individuelle Wohnfläche, dafür mehr Raum für Gemeinschaft. Weitere Einblicke zum Thema Wohnen auf wenig Fläche gibt auch Felix in einem unserer Energie-Held:innen-Videos.
Die Route führte uns dann weiter in die Südstadt, wo Rüdiger vom Leben im Wohnprojekt und der Quartiersversorgung berichtete. Besonders ist hier, dass der Stromspeicher das Quartier auch in sonnenarmen Phasen noch versorgen kann und eine E-Ladesäule für Car-Sharing mit angebunden ist. Die Wohnprojekte Hagebutze, konvisionär, Raumkante und Woge werden alle von der HEG mit Solarstrom vom eigenen Dach versorgt. Im konvisionär beheimatet ist außerdem die Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt Onkel Speiche – Tür an Tür mit dem Food-Coop-Laden Tante Rübe, bei dem man Mitglied werden und regionale Lebensmittel erwerben kann. Auch einen Fairteiler gibt es in der Rheinstraße: das ist ein öffentlicher Schrank bzw. Kühlschrank, in dem kostenlos gerettete Lebensmittel angeboten werden, die sonst in den Supermärkten weggeworfen werden würden. Das Konzept zum Essenretten stellte uns Mike vom Foodsharing Heidelberg vor. Das Team freut sich immer über Verstärkung und neue Foodsaver.
Wir statteten auch unserem Bauprojekt e+KUBATOR einen Besuch ab. Das Bürogebäude ist nach den höchsten Energieeffizienzstandards gebaut bzw. saniert: Dazu gehört zum Beispiel, dass eine Wärmepumpe eingebaut ist und es über eine gute Dämmung sowie ein besonderes Konzept zur Nachtauskühlung verfügt. Auch die spätere Nutzung wurde mitgedacht: Unter anderem gilt beim e+KUBATOR ein besonderes Mobilitätskonzept und viele Flächen werden gemeinschaftlich, also besonders effizient genutzt.
Bei Annas Unverpacktes, dem Heidelberger Unverpackt-Laden in Neuenheim, erklärte uns Ladeninhaber Andreas, wie das Unverpackt-Einkaufen funktioniert und warum Müllvermeidung für eine ökologische Lebensweise so wichtig ist. Aus kleinen Weck-Gläschen knabberten wir nebenbei ein paar Nüsse zur Stärkung, bevor wir weiter radelten zum Beerenhof Weigold. Dort hat die HEG im Jahr 2022 eine Gemeinschaftsanlage auf ein großes Lagerhallendach gebaut. Der Obstbauer Weigold berichtet davon, wie unkompliziert die Zusammenarbeit mit der HEG und wie schnell die Anlage installiert war.
Den Ausklang unserer Tour genossen wir im Gemeinschaftsgarten Wildwuchs, wo uns Lizi eine Führung durch Gemüsebeete, vorbei an Himbeer- und Josta-Beeren-Sträuchern und hinein ins Gewächshaus gab. Sie beantwortete alle Fragen rund um das Konzept gemeinschaftlichen und ökologischen Gärtnerns. Regionale und saisonale Lebensmittel benötigen weder einen weiten Transport noch eine zusätzliche Energiezufuhr in Form von Beheizung und können so ein wichtiges Element sein für einen suffizienten Lebensstil.
Die Radtour war ein großer Erfolg – es wird bestimmt nicht die letzte gewesen sein! Danke an alle Referent:innen und Radler:innen, die dabei waren!